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Klos­ter­kir­chen­ruine der Franziskaner
Foto: Benja­min Gutzler

Kurzbericht über die Tagung der Historischen Kommission zur Klosterkirchenruine der Franziskaner

Veranstaltung vom 20. Mai 2019

Die Histo­ri­sche Kommis­sion veran­stal­tete eine Tagung zur Klos­ter­kir­chen­ruine. Im Vorfeld habe ich mich als Vorsit­zende sehr darum bemüht, dort auch für den Förder­ver­ein auftre­ten zu dürfen. Mit der Begrün­dung, dass es sich um ein rein wissen­schaft­li­ches Kollo­quium handele, wurde dies jedoch abgelehnt.

Die Vorträge setz­ten sich leider nur in drei Fällen tatsäch­lich mit der Klos­ter­kir­chen­ruine im Gesamt­ensem­ble der ehema­li­gen Schule ausein­an­der. Einmal geschah dies ideen­ge­schicht­lich mit den Fran­zis­ka­nern, dann sprach Susanne Knack­muß von den Streit­schen Samm­lun­gen zur Entwick­lung der alten Schule über die Jahr­hun­derte und Wolf­gang Schä­che beschäf­tigte sich inten­siv mit der Archi­tek­tur der ehema­li­gen Schul­ge­bäude. Die aller­meis­ten Vortra­gen­den beschäf­tig­ten sich entwe­der mit der Bewah­rung alter Kunst­ge­gen­stände allge­mein und der Klos­ter­kir­chen­ruine, mit Grabungs­pro­ble­men oder mit der grund­sätz­li­chen Instand­hal­tung und/​oder Nutzung von Kirchenruinen.

Die Vorträge der Refe­ren­ten Knack­muß und Schä­che waren inhalt­lich stim­mig im Sinne der Ziele des Vereins. Frau Knack­muß sprach sich sehr deut­lich für eine Wieder­errich­tung der Schule am histo­ri­schen Stand­ort aus, um die große Tradi­ti­ons­li­nie in die Gegen­wart zu tragen. Herr Schä­che äußerte sich im Anschluss im priva­ten Gespräch so, dass er sagte, aufgrund seiner inten­si­ven Beschäf­ti­gung mit der Archi­tek­tur der alten Schule, läge es doch irgend­wie nahe, dass dort etwas Ähnli­ches wieder entste­hen müsse.

Die Abschluss­ver­an­stal­tung endete mit einer Podi­ums­dis­kus­sion, die sich mit den Perspek­ti­ven des Klos­ter­are­als beschäf­tigte. Die Teil­neh­mer Manfred Kühne von der Senats­ver­wal­tung für Stadt­ent­wick­lung, Matthias Wemhoff als Landes­ar­chäo­loge, eine Vertre­te­rin des Berli­ner Geschichts­ver­eins, die Mode­ra­to­rin vom rbb Kultur­ra­dio, der Direk­tor des LDA und Landes­kon­ser­va­tor Chris­toph Rauhut und eine Archi­tek­tin konn­ten sich auf keine echte Perspek­tive für das Areal verstän­di­gen. Von archäo­lo­gi­schen Pfaden war die Rede, von einem Ort, der Bildung vermit­teln solle, von Grabun­gen, die in etwa 3–4 Jahren auf dem Areal statt­fin­den sollen, aber nur am Rande von einer Schule. Herr Kühne verwies darauf, dass diese ja immer­hin im B‑Plan ausge­wie­sen sei. Die Rahmen­be­din­gun­gen jedoch seien an diesem Stand­ort schwie­rig. Die notwen­di­gen Grabun­gen, die Rück­ver­le­gung der Grun­er­straße und auch die Besitz­ver­hält­nisse wurden ange­führt. Es herrschte allge­meine Rat- und Perspek­tiv­lo­sig­keit. Nach der Schule befragt, hiel­ten sich alle Teil­neh­mer vornehm zurück, bis auf Herrn Kühne. Herr Kühne verwies immer­hin darauf, dass man sich insge­samt die Bildungs­land­schaft in diesem Quar­tier einmal vor Augen führen müsse, in einer Runde mit allen Betei­lig­ten. Herr Rauhut wiederum machte die archäo­lo­gi­schen Notwen­dig­kei­ten und die Ergeb­nisse der Grabun­gen zum Schwer­punkt seiner Ausfüh­run­gen. Erst dann solle man sich damit befas­sen, was mit diesem Areal gesche­hen solle.

Das Kultur­amt-Mitte bespielt den Klos­ter­rui­nen­ort derzeit mit Kunst­ak­tio­nen und hofft auf diese Lösung auch für de Zukunft. Diese Vari­ante spielte inter­es­san­ter­weise in der Debatte keine Rolle.

Erst als in der anschlie­ßen­den Publi­kums­de­batte eine Teil­neh­me­rin (Alt-Klos­te­r­a­ne­rin) fragte, wieso man so um den heißen Brei herum­schli­che und nicht einfach sage, da solle wieder eine Schule hin und nach meiner Inter­ven­tion wurde es inter­es­sant. Ich habe sinn­ge­mäß gesagt, dass sich eine Schule am histo­ri­schen Ort, ein sog. archäo­lo­gi­scher Pfad, auch eine gewisse Öffent­lich­keit für Kultur und Histo­rie sich nicht ausschlie­ßen würden. Dem stimmte die Archi­tek­tin immer­hin zu. Mit einem klugen Konzept und einer einfalls­rei­chen Archi­tek­tur könne man dies alles verbinden.

Insge­samt waren die Ergeb­nisse, was die Wieder­errich­tung einer künf­ti­gen Schule anbe­langt, enttäu­schend. Immer­hin aber hat diese Tagung den histo­ri­schen Ort wieder einmal ins Gedächt­nis geru­fen, mit all seinen Facet­ten. Es bleibt zu hoffen, dass im Zusam­men­hang mit den Akti­vi­tä­ten am Molken­markt die Debatte weiter akut bleibt.

Brigitte Thies-Bött­cher
Berlin, 28.Mai 2019